Jehan-Jacques Blancpain gründete 1735 in Villeret diese Firma, die sich bis 1932, als Frederic Emile Blancpain im Alter von 69 Jahren verstarb, in Familienbesitz befand. Blancpain fertigte in den zwanziger und dreißiger Jahren die ersten Serienarmbanduhren mit automatischem Aufzug. Diese Modelle trugen die klangvollen Namen „Harwood„ (1926), basierend auf den Patenten des englischen Ingenieurs John Harwood, und „Rolls“ (1930), auf Basis des Kontraktes mit der Leon Hatot S.A., Paris.
Nach dem Ableben F. Emile Blancpains lebte die Firma für beinahe 40 Jahre als Rayville S.A. fort. Die hergestellten Uhren und Werke trugen aber weiterhin den Namen der Gründerfamilie. 1953 kam die berühmte Taucheruhr „Fifty Fathoms„ auf den Markt, die bis zu einer Tiefe von 200 Metern wasserdicht war, 1956 folgte die „Ladybird“, eine Minidamenuhr.
1970 übernahm der SSIH-Konzern die Marke Blancpain und legte sie still.
Das kleine Bauernhaus in Le Brassus, 1983 Firmensitz der Blancpain S.A.
© Blancpain
Jean-Claude Biver und Jacques Piguet erwarben den Markennamen 1981 von der SSIH für rund 18.000 Schweizer Franken 1) und lancierten ab ca. 1983 unter dem Namen Blancpain eigenentwickelte Luxusarmbanduhren mit mechanischen Werken von Frederic Piguet. Die Uhren hatten Goldgehäuse, leuchtend weiße Zifferblätter, Mondphasenanzeigen und handgenähte Straußenlederbänder. Sie wurden in einem kleinen Bauernhaus in Le Brassus nach traditioneller Handwerkskunst gefertigt.
In 2) erzählt Biver: „Das war im Jahre 1982 ziemlich mutig. Damals wurden in der Schweiz 37.000 Leute entlassen, im Vallée de Joux wurden die Häuser verkauft, dem Kanton Waadt ging es schlecht. Da fragten sich die Leute schon, ob wir wirklich glaubten, was wir da redeten, und ob wir noch ganz bei Trost seien.“„
Etwa zeitgleich mit Gerd-Rüdiger Lang, der mit seiner Firma Chronoswiss trotz der längst übermächtigen Quarztechnologie ebenfalls weiter auf mechanischen Antrieb setzte, gelang es ihnen damit, zur darauffolgenden Wiedergeburt der mechanischen Armbanduhr entscheidend beizutragen.
Wie eine Paukenschlag wirkte damals der folgende selbstbewußte Slogan, unter dem die Marke auf den Markt trat „Seit 1735 gibt es bei Blancpain keine Quarzuhren. Es wird auch nie welche geben.“
Blancpain 1735
© Blancpain
In den Folgejahren werden zahlreiche Modelle mit Komplikationen auf den Markt gebracht, darunter Chronographen sowie Chronographen mit Schleppzeiger.
Als Höhepunkt dieser Wiederbelebung klassischer mechanischer Spezialitäten konkretisiert sich unterdessen das ehrgeizige Projekt, in einer einzigen Uhr alle bisher bekannten Komplikationen zu vereinen. So entsteht das Modell 1735, das Ende 1990 auf internationalen Pressekonferenzen vorgestellt wird. Die „1735“, nach dem Gründungsjahr der Manufaktur benannt, besitzt ein ultraflaches Werk, einen ewigen Kalender mit Mondphasenindikation, einen Chronographen mit Schleppzeiger sowie ein Tourbillon und eine Minutenrepetition. Sie zählt zu den kompliziertesten und mit ihrem Platingehäuse auch teuersten Armbanduhren dieser Erde.
1991 stellt Blancpain auf der Baseler Messe sechs Armbanduhren vor, die dem Uhrenliebhaber in einer Schmuckschatulle präsentiert werden. Alle sechs Meisterstücke haben das gleiche runde Platingehäuse.
1992 feiert in Basel ein neuer Schleppzeiger-Chronograph mit ewigem Kalender, Mondphase und einer Werkhöhe von 6,95 mm seine Premiere; parallel dazu stellt Blancpain einen automatischen Chronograph mit ewigem Kalender und Mondphasen sowie eine wundervolle Damenuhrenkollektion vor.
Aber auch den Bereich der hochklassigen Sportuhr mit Automatikwerk läßt Blancpain nicht brachliegen. 1994 wird die völlig neu entwickelte und auf moderne Sportlichkeit hin orientierte Linie „2100“ mit 100-Stunden-Automatikwerk lanciert. „2000“ symbolisiert dabei den Blick ins kommende Jahrtausend; 100 Stunden oder vier Tage kommt ihr Automatikwerk, bestehend aus insgesamt 185 Teilen inklusive 29 Steinen, ohne jeglichen Energienachschub aus; außerdem kann man mit ihr problemlos bis zu 100 Meter in die Tiefen des Meeres hinabsteigen. Schließlich bürgt die Zahl 100 auch noch für Qualität Nicht weniger als 100 Tage nehmen die ausgiebigen Tests in Anspruch, denen sich jede „2100“ zu unterziehen hat.
Blancpain Leman Flyback 2185
© Blancpain
1996 stellt das Unternehmen den automatischen Flyback-Chronographen Leman Flyback 2185 vor, der durch sein ungewöhnliches Design neue Maßstäbe setzt und zu einem Klassiker im Bereich der Sportchronographen wird, nicht zuletzt aufgrund des exklusiven Manufakturkalibers, das die Uhr antreibt.
1998 folgen die ebenfalls neu konzipierten Wiederauflagen der historischen Modelle aus der Trilogie der Zeit die „Air Command“ als Fliegeruhr, die „Fifty Fathoms“ als Taucheruhr sowie die „GMT 24“. Diese drei Uhren sind bereits von weitem durch die kraftvolle Erscheinung ihrer Lünetten zu erkennen.
1992 verkauft Biver die Marke wieder an den SMH-Konzern. Der Rückkaufpreis soll etwa um das Tausendfache des Kaufpreises Anfang der 80er betragen haben. Biver bleibt noch bis Ende 2003 als leitender Direktor bzw. als Vorstandsmitglied bei der SMH, die inzwischen zur Swatch Group geworden ist. Blancpain wird nun von Marc A. Hayek, dem Enkel von Swatch-Gründer Nicolas G. Hayek, geführt. Biver beginnt eine neue Erfolgsstory mit seiner Mitwirkung bei Hublot (Näheres siehe dort).
„Wir schreiben heute die Geschichte von morgen“, so hatte ein Lieblingsausspruch von Jehan-Jacques Blancpain gelautet. Auch heute versteht sich die Firma als Bewahrer und Erneuerer der Tradition hoher Uhrmacherkunst. Unter diesem Vorzeichen stellt Blancpain im Oktober 2006, nach vier Jahren Forschung und Entwicklung, das neue Manufaktur-Kaliber 13R0 vor. Dieses Handaufzugswerk dient der exklusiven Verwendung in den hauseigenen Uhrenmodellen. Im nächsten Jahr folgt das Automatikkaliber 1315, ebenfalls mit drei Federhäusern und der daraus resultierenden enormen Gangdauer.
Blancpain 225 Ausschnitt
© Blancpain
Mit dem Carrousel „Volant Une Minute“ (Kaliber Blancpain 225) präsentiert die Firma 2008 das erste Karussell der Geschichte in einer Armbanduhr und zugleich eine spektakuläre Alternative zum Tourbillon. (Weitere Premieren das erste fliegende Karussell, das erste Karussell mit einer Unruh im Käfigzentrum sowie das erste Karussell mit einer Gangreserve von 100 Stunden.)
Um das Engagement im Bereich Uhrentechnik und Komplikationen zu unterstreichen und auszubauen, wird 2008 der bekannte Uhrenkünstler Vincent Calabrese als Vollzeitmitarbeiter eingestellt.
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