Die Tischuhr Atmos
von Jaeger-LeCoultre
© Jaeger-LeCoultre
Durch Veränderungen der Lufttemperatur angetriebene Tischuhr von Jaeger-LeCoultre
Die Atmos ist eine mechanische Tischuhr mit Drehpendel, deren Zugfeder unter Nutzung der Wärmeausdehnung einer dazu geeigneten Flüssigkeit aufgezogen wird. Bei Exemplaren nach 1945 wird als Flüssigkeit das stark auf Temperaturänderungen reagierende Äthylchlorid verwendet, das bei Temperaturänderung auf eine Dose seine Kräfte ausübt.
Das System einer autodynamischen Uhr wurde bereits 1880 von Friedrich Ritter von Lössl der Öffentlichkeit vorgestellt, der dafür ein Patent vom Kaiserlichen Patentamt erhielt. Nachdem der Schweizer Ingenieur Jean-Léon Reutter 1928 die ersten Prototypen einer Tischuhr entwickelt hatte, die ihre Energie aus den kleinsten atmosphärischen Veränderungen schöpft, erlangte er 1929 darauf ein französisches Patent.
Nach ersten in Frankreich gefertigten Exemplaren stellt die Schweizer Uhren-Manufaktur Jaeger-LeCoultre ab 1945 die moderne Variante einer solchen Uhr her und bietet sie unter dem Namen „Atmos“ an. Diese Uhr bezieht die Antriebsenergie zum Aufzug der Zugfeder aus den wetterbedingten Schwankungen der Temperatur, die selbst in gut klimatisierten Räumen ausreichend sind, um das Werk in Gang zu halten. Die imposante Unruh bewegt sich bei lediglich zwei Halbschwingungen pro Minute mit majestätischer Gemächlichkeit. Das Atmos-System reagiert überaus sensibel Eine Temperaturänderung von 1°C reicht für eine Betriebsdauer von ca. 48 Stunden aus. Die Schweiz verleiht die „Atmos“ als offizielles Staatsgeschenk.
Das Äthylchlorid ist in einem Metallgehäuse eingeschlossen, das dank seiner Balgenform wie eine Expansionskammer wirkt. Wenn die Temperatur steigt, dehnt sich das Äthylchloridgas aus. Dabei geht die Kammer wie ein Akkordeon auseinander und drückt eine Spiralfeder zusammen, die als Gegengewicht wirkt und bei 27 Grad Celsius ganz zusammengedrückt ist. Bei diesem Vorgang rollt sich ein Kettchen um eine kleine Trommel. Eine weitere kleine Feder sorgt für den Zug. Bei sinkender Temperatur wickelt sich das Kettchen wieder ab, die Trommel rastet ein und treibt dadurch die Welle der Antriebfeder an. Diese Feder wird aufgezogen und speichert damit die nötige Antriebsenergie. Die präzise Berechnung der Übersetzungsverhältnisse ermöglichten es, die Anzahl der Zahnräder so niedrig wie möglich zu halten, um die Reibung stark zu verringern. Die 240 Gramm schwere Unruh ist eigentlich ein Torsionspendel und hängt an einem dünnen Elinvardraht. Sie braucht damit hundertmal weniger Energie als eine Armbanduhr! Dank dieser konstanten Energie ist der genaue Gang der Atmos gewährleistet.
Die Atmos wurde zu einem der großen Erfolge von Jaeger-LeCoultre. Besonders in die USA wurden viele dieser Uhren verkauft. 1978 überschritt die Zahl der gefertigten Modelle bereits die Zahl von 500.000. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Varianten, darunter die Atmos 3000, die neben Stunden und Minuten auch die Mondphase anzeigt, oder die Luxusvariante „Joaillerie“, deren prismatisches Gehäuse ganz aus Kristallglas gefertigt ist. Beim limitierten Modell „Régulateur“ erfolgt die Anzeige der Stunden und Minuten nach dem Regulator-Prinzip und auf separaten Zifferblättern aus Massivsilber.
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