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Enicar

Enicar ist eine historische Schweizer Uhrenmarke aus dem Jahr 1914, die derzeit von Wah Ming Hong Ltd. aus Hongkong betrieben wird.

Geschichte

Die Familie Racine

Die Familie Racine war bereits um 1700 in der Uhrmacherei bekannt. Sie waren französischsprachig und lebten im Schweizer Jura sowie in Lamboing im Kanton Bern und Grenchen im Kanton Solothurn. Es gab zahlreiche Uhrmacherfirmen, an denen ein Mitglied der Familie Racine beteiligt war, doch nur wenige benutzten den Familiennamen tatsächlich. Einer von ihnen, Jules Racine sen., hatte den Familiennamen als Uhrenmarke eintragen lassen.

Als Ariste Racine und seine Frau Emma Blatt 1913 ihre Manufacture d'Horlogerie Ariste Racine in La Chaux-de-Fonds gründeten, konnten sie daher keine Uhren unter ihrem eigenen Namen verkaufen. Emma schlug vor, die Schreibweise des Familiennamens umzudrehen, und die Marke Enicar wurde am 6. Januar 1914 eingetragen. Ariste Racine war zunächst ein kleiner Betrieb, der in der Sonnenstube der Familie arbeitete, bevor er ein kleines Radium-Labor einrichtete und in das Haus seiner Mutter in Longeau (heute Lengnau) im Kanton Bern zog.

Ariste Racine und seine Firma hatten einen großen Erfolg mit einer tropfenförmigen Taschenuhr, die eine zweite Öffnung für einen Kompaß oder ein Foto hatte. Sie wurde in die ganze Welt exportiert und war besonders in Deutschland, Rußland und China beliebt. Bald trat Aristes Bruder Oskar Racine in das Unternehmen ein, und sie eröffneten eine viel größere Fabrik in Longeau. Sie begannen mit der Produktion ihrer eigenen "AR"-Werkfamilie, obwohl viele Produkte weiterhin mit anderen Werken, vor allem denen von Adolph Schild, hergestellt wurden.

Enicar S.A.

Fast alle Produkte der Firma Ariste Racine trugen in den 1920er Jahren den Namen Enicar, obwohl sie auch Markenrechte an Alprosa, Chromicar, Chrono M, Etsira, Longeau, Savillon, Swisbaby, Swisboy, Sykos und Teddy besaß. Das Unternehmen wurde 1932 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und nahm den Namen der Hauptmarke Enicar S.A. an. Es blieb jedoch ein Familienunternehmen, das nach dem Ausscheiden von Ariste und Emma im Jahr 1943 von den Kindern und Cousins übernommen wurde. Ab den 1930er Jahren erfreute sich Enicar eines starken Vertriebs in Asien und wurde in China bekannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg modernisierte Enicar unter der Leitung von Ariste Racine jr. die Produktion und erweiterte sie. Das Unternehmen rühmte sich damit, daß seine Uhrwerke in einem Labor gereinigt wurden, was zu der Marke Ultrasonic führte, die in den 1950er und 1960er Jahren auf vielen Uhren zu finden war. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen bereits mit der Herstellung eigener Uhrwerke begonnen, von denen in den frühen 1950er Jahren bis zu 70.000 Stück pro Jahr produziert wurden. Ihre Uhrwerke waren auch recht genau, und das Kaliber 1010 erhielt 1954 erstmals die Chronometer-Zertifizierung durch das Neuenburger Observatorium. Enicar entwickelte auch ein wasserdichtes Gehäuse mit einem ungewöhnlichen Bajonettboden und stellte es 1955 als Seapearl vor.

Das hauseigene Automatikwerk von Enicar, das Kaliber 1125, erschien 1959. Das Unternehmen verwendete auch Werke anderer Hersteller, darunter Valjoux, Adolph Schild und Lemania.

Wie in den späten 1950er Jahren üblich, begann Enicar, Bergsteiger und andere Abenteurer mit Uhren zu versorgen, um sie zu vermarkten. Enicar-Seapearl-Uhren begleiteten die Schweizer Expedition auf den Gipfel des Lhotse und des Everest im Himalaya im Jahr 1956 und sorgten für viel Aufsehen. Enicar nutzte diese Publicity und nannte seine „Entdecker“-Uhren später im selben Jahr „Sherpa“. In den folgenden zehn Jahren wurden über 100 verschiedene Enicar Sherpa-Modelle auf den Markt gebracht; diese wurden zu ihrer bekanntesten Marke. Enicar bewies auch die Robustheit ihrer Uhren, indem sie eine Sherpa Ocean Pearl am Kiel des Segelschiffs Mayflower II befestigte, als es im Jahr 1957 den Atlantik überquerte. Dies führte zur Schaffung einer Familie von Sherpa Dive-Uhren.

Viele Sherpa-Uhren wurden in den 1960er Jahren unter dem Namen Star umbenannt, als Enicar ihre Designs modernisierte. Sie waren auch an der Elektrifizierung von Armbanduhren beteiligt, indem sie 1961 eine elektromechanische Uhr und 1970 eine der ersten Schweizer Quarzuhren einführten. Enicar war am CEH-Projekt Beta 21 beteiligt und verwendete dieses Uhrwerk. Doch die Quarzkrise schadete für Enicar, das nicht in den Schweizer Mischkonzern Swatch Group eingegliedert wurde.

Enicar heute

Am 13. November 1987 wurde Enicar für zahlungsunfähig erklärt. Die verbliebenen Gehäuse und Uhrwerke wurden an Gerd-Rüdiger Lang verkauft und bildeten den Grundstock für dessen Firma Chronoswiss.

Im Jahr 1988 wurde der Markenname von Wah Ming Hong Ltd. aus Hongkong gekauft. Wah Ming Hong wurde von Lee Wai-Lee gegründet und war seit den 1930er Jahren der Enicar-Vertriebspartner in China. Die Marke war auf dem chinesischen Markt sehr erfolgreich, und dies ist auch heute noch ihr Schwerpunkt.

Die Marke wirbt als „Enicar of Switzerland“ und unterhält eine Adresse in La Chaux-de-Fonds, wobei die genauen Umstände der Produktion unbekannt sind. Enicar gilt heute als eine der 10 wichtigsten importierten Uhrenmarken in China, obwohl die Marke außerhalb Asiens nicht vertreten ist. Die meisten aktuellen Produkte verwenden Quarzwerke, aber es werden auch noch einige mechanische Uhren hergestellt, die meisten mit Sellita-Uhrwerken.