Jaeger-LeCoultre Gyrotourbillon 1
mit 8 Tagen Gangreserve
© Jaeger-LeCoultre
Uhren mit einer langen Gangreserve können länger als 2 Tage ohne zusätzliches Aufziehen weiterlaufen.
In der Vergangenheit konnte die Zugfeder in einem Uhrwerk dieses etwa 40 Stunden lang, also knapp 2 Tage lang, in Gang halten. Dies war auf mehrere Faktoren zurückzuführen:
Bereits ab 1889 stellten Unternehmen sporadisch Uhren mit längerer Gangreserve her. Einige verfügten über massive Federhäuser mit sehr langen Federn, andere verwendeten zwei Federhäuser oder mehr, und einige konzentrierten sich auf eine höhere Effizienz des Uhrwerks. Viele dieser Uhren sind mit einer Gangreserveanzeige ausgestattet, um die verbleibende Laufzeit anzuzeigen. Bei einigen Uhrwerken mit zwei Federhäusern wird das zweite Federhaus für andere Funktionen verwendet und nicht für eine längere Gangreserve.
Uhren mit langer Gangreserve werden in der Regel nach der Anzahl der Tage benannt, die sie ohne Aufziehen laufen können. Hebdomas („Karwoche“)-Uhren haben eine Laufzeit von 7 Tagen, während andere einfach 5-Tage, 7-Tage, 8-Tage usw. genannt werden.
Das erste 8-Tage-Taschenuhrwerk wurde im Jahr 1888 von Iréné Aubry erfunden und Anfang des folgenden Jahres patentiert. Es wurde von Arthur Graizely lizenziert und noch vor der Jahrhundertwende unter den Namen „Octava“ und „Octodi“ hergestellt und verkauft, bevor es 1906 den berühmten Namen Hebdomas erhielt. Schon bald wurde die Produktion von Schild & Co in La Chaux-de-Fonds übernommen, und dieses Unternehmen produzierte bald bis zu 1.000 Stück pro Tag. Später wurde es unter der Marke „Orator“ verkauft, obwohl in den 1960er und 1970er Jahren auch „Hebdomas“ verwendet wurde. Nach dem Konkurs von Schild im Jahr 1979 wurde die Produktion in den 1980er und 1990er Jahren von Xantia wieder aufgenommen.
Im Jahr 1908 führte Doxa ein 8-Tage-Uhrwerk ein, das sich im Ersten Weltkrieg bei den Soldaten großer Beliebtheit erfreute.
Jaeger-LeCoultre führte seine erste Doppelfederhaus-Taschenuhr mit 8-Tage-Gangreserve im Jahr 1919 mit dem Kaliber 144 ein. Es folgte 1928 das Kaliber 134, ein 8-Tage-Weckerwerk, und im Jahr darauf eine 8-Tage-Minutenrepetition. Im Jahr 1931 stellte Jaeger-LeCoultre das berühmteste klassische 8-Tage-Werk, das Kaliber 124, vor, das jahrzehntelang von vielen Unternehmen verwendet wurde. Diese Grundkonstruktion diente als Vorlage für das Kaliber 879, das 1997 in der Reverso Septantième und späteren Werken eingeführt wurde. Jaeger-LeCoultre entwickelte auch das berühmte „Stock“-Uhrwerk mit einer Gangdauer von 8 Tagen.
Im Jahr 2000 erneuerte IWC die hauseigene Uhrwerkskompetenz mit dem Kal. 5000, das dank des drehmomentstarken Pellaton-Aufzugssystems eine Gangdauer von 8 Tagen mit einer einzigen Zugfeder bot. Dies stellte jedoch eine Herausforderung für die Kunden dar, da die schwankende Antriebskaft dieser Feder dazu führte, daß die Uhr zunächst schnell und dann beim Aufziehen langsam lief. Für die Nachfolgeserie Kal. 52000 stellte IWC auf ein Doppelfederhaus um.
Einige Uhren können die schwankende Kraft der Zugfeder durch ein spezielles Regelsystem steuern, wie die Lange 31 oder die DeWitt Academia Tourbillon Force Constante, bei der die Antriebskraft der Triebfeder während der gesamten Laufzeit konstant gehalten wird.
Mit dem Aufkommen von Silizium-Bauteilen erlebten die Einfederwerke mit längerer Gangreserve eine Renaissance. Durch die Verringerung der inneren Reibung in der Hemmung und anderen Bauteilen sowie durch die Reduzierung des Gewichts der Unruh haben sich die Siliziumwerke schnell weiterentwickelt. Zum Beispiel hat das Kal. BM12-1975A von Baume & Mercier aus dem Jahr 2018 eine Gangreserve von 5 Tagen.